Inmitten der Betonwüsten der Grossstädte sind wir zunehmend den Herausforderungen des Klimawandels ausgesetzt. Doch es gibt einen innovativen Ansatz, der unseren urbanen Lebensraum widerstandsfähiger gegen extreme Wetterereignisse macht: die Idee der „Schwammstadt“.
Eines der grössten Probleme vieler Städte ist die schlechte Bewältigung von Starkregenfällen. Das Regenwasser versickert nicht effizient, sondern fliesst ungenutzt in die Kanalisation und von dort in Flüsse und ins Meer. Die Idee der Schwammstadt ist es, Regenwasser aufzufangen und zu speichern. Das gespeicherte Wasser kann dann dazu verwendet werden, Grünflächen zu bewässern, Böden feucht zu halten und sogar das städtische Grundwasser aufzufüllen. So wird nicht nur kostbares Wasser gespart, sondern auch die städtische Kanalisation entlastet.
Ein weiterer Ansatz zur Realisierung von Schwammstädten sind wasserdurchlässige Beläge und spezielle Wasserspeicher unter den Strassen. Diese Massnahmen tragen dazu bei, die Oberflächentemperatur in der Stadt zu senken und die Versickerung zu fördern. Helle und reflektierende Oberflächen können ebenfalls dazu beitragen, die Hitze in der Stadt zu reduzieren.
Der steigende Wasserbedarf in Ballungsräumen erfordert neue Ansätze in der Wasserversorgung. Schwammstädte setzen auf die dezentrale Aufbereitung von Regenwasser und dessen Brauchwassernutzung. Dies trägt nicht nur zur Deckung des Wasserbedarfs bei, sondern entlastet auch die Trinkwasserversorgung und verbessert die städtische Abwasserentsorgung.
Die Umsetzung von Schwammstädten erfordert nicht nur technologische Innovationen, sondern auch das Engagement der Bürgerinnen und Bürger. Bewusstseinsbildung und aktive Beteiligung sind entscheidend, um unsere Städte widerstandsfähiger gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen.
Obwohl z.B. 90 Prozent der Gemeinden in Deutschland mit einer Zunahme von Extremwetterereignissen wie Hitze, Dürre, nassen Wintern und Überschwemmungen rechnen, zeigt eine umfangreiche Recherche, dass nur ein Viertel der Gemeinden über entsprechende Schutzkonzepte verfügt. Bei weiteren 22 Prozent sind solche Konzepte in Planung.
Dabei sollten Anpassung an den Klimawandel als vorbeugender Katastrophenschutz verstanden werden. Oft reagieren Menschen erst, wenn sie direkten Handlungsdruck verspüren, wie bei Hitzeperioden, Starkregen oder sommerlicher Trockenheit. Leider wird die Notwendigkeit von Veränderungen im Herbst oft vergessen.
Dennoch gibt es ermutigende Beispiele von Städten, die bereits Anpassungsmassnahmen ergreifen. So begrünt Düsseldorf acht Kilometer Fassaden mit Hainbuchenhecken, Hannover, Dessau und Frankfurt am Main lassen Grünflächen verwildern. In Lübeck wächst ein hitzestabiler Stadtwald und Aachen entwickelt eine Strategie für eine klimafreundliche Gewerbeentwicklung. Dies sind wichtige Schritte auf dem Weg zu resilienteren Städten.
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